Paddeln in der Welt der Halligen

Antje und Andrea bieten eine Trainingsfahrt des Hamburger Kanu Verbandes in Nordfriesland an. Für mich eine neue Erfahrung. Bisher bin ich nur einmal auf der Nordsee gefahren. Bei meinem A3-Kurs der Salzwasserunion bin ich 2023 nach und um Spiekeroog gepaddelt. Wir sind insgesamt zehn Seekajakfahrer und werden von Andrea und Antje gut vorbereitet und begleitet. Von Schlüttsiel geht es am 11.7.25 bei Hochwasser los. Bei 4 Bft aus nördlicher Richtung paddeln wir mit ablaufendem Wasser ans Westende von Langeneß. Den Gasbrenner lassen wir aus, denn im Gasthaus Hilligenley ist heute Grillbuffet. Anschließend genießen wir den Sonnenuntergang, während die Austernfischer kräftig miteinander kommunizieren. Auf der Sandbank gegenüber liegen Dutzende Robben.

Tagsdrauf geht es mittags Richtung Hallig Hooge, die wir im Uhrzeigersinn umfahren. Nach einer sonnigen Pause am Ostende werden wir auf dem letzten Kilometer gefordert, da Wind und Gezeitenstrom von vorne kommen. Im schlickigen Hafen gilt es schnell die Boote auf festen Untergrund zu befördern. Wir reinigen die Boote und uns, bauen die Zelte auf, kochen und snacken im Abendrot. Ich bin überrascht, dass es trotz Hochsaison so ruhig und tiefenentspannt auf der Hallig ist. Die Tagestouristen sind schon lange weg und so bleiben nur ein paar Übernachtungsgäste, Segler und Kajakfahrerinnen und -fahrer auf der Hallig.

Für Sonntag ist solider Nordostwind angekündigt, dass heißt für uns, knapp 20 km zwar mit der Strömung allerdings gegen den Wind fahren. Es läuft besser als gedacht und nach etwas über drei Stunden erreichen wir Schlüttsiel. Schnell werden die Boote entladen und dann aufs Dach der Autos gehievt, bevor es eine Abschlussrunde im Cafe auf dem Deich gibt.

Ein tolles Wochenende mit netten Leuten, bei dem ich viel über die Wechselwirkungen von Gezeiten, Wind, Sandbänken und Wellen gelernt habe. Vorallem aber hat mich diese beeindruckende Natur fasziniert. Hier tickt die Zeit anders. Die Gezeiten geben den Takt vor und alles richtet sich danach. Die Hektik der Großstadt und des Alltags? Hier ist sie so weit weg, dass man geneigt ist zu vergessen, dass es so etwas gibt.